Level 2
=Zurück= =Weiter= =Letzte Runde=
Das Getöse aus dem Ballsaal ist bald kaum noch wahrzunehmen, als ihr Alyssa durch einige versteckte Seitengänge in den hinteren Bereich des Anwesens und schließlich in das Obergeschoss begleitet. Dieser Teil der Villa wirkt wie ausgestorben, und ihr genießt die Momente der Stille, als die junge Halbelfe dann vor einer großen Doppeltür stehen bleibt. Mehrmals klopft sie in einer genauen Abfolge auf das Holz, worauf einige Augenblicke später ein Bediensteter öffnet, sich vor euch verbeugt und wortlos in den Gang hinaustritt. Ein wenig verwirrt seht ihr zu Alyssa, die euch jedoch nur lächelnd bedeutet, den Raum zu betreten. Als ihr ihrer Aufforderung schließlich nachkommt, findet ihr euch in einem großen Studierzimmer wieder. Mehrere Bücherregale stehen an den Wänden, der Boden ist mit kostbaren Teppichen bedeckt und in einem gewaltigen Kamin prasselt knisternd ein Feuer vor sich hin. Mehrere gemütlich wirkende Ohrensessel sind davor aufgestellt. Aus einem erhebt sich sodann sichtlich mühevoll eine Gestalt, die ihr aufgrund des eher spärlichen Kerzenlichts und des Widerscheins der Feuerstelle auf den ersten Blick nicht erkennen könnt. Die linke Hand nach einem Gehstock ausstreckend, hält sie einen Moment inne, bevor ein leises Lachen vor euch zu hören ist und sie sich schließlich auf euch zubewegt. „Soso, muss also ich wieder einmal die ganze Arbeit machen, mh?“ Einen Moment stutzt ihr bei dem Klang dieser vertrauten Stimme, und noch bevor Alyssa an euch vorbeigegangen ist und dem Mann sanft eine Hand auf die Schulter legt, wisst ihr, wen ihr da vor euch habt. Als er aber schließlich einen weiteren Schritt auf euch zumacht und endlich klar zu erkennen ist, stutzt ihr unwillkürlich und ein weiteres Lachen ist zu hören, bevor Valken schmunzelnd den Kopf schüttelt. „Jetzt stellt euch nicht so an, ihr habt sicher schon Schlimmeres gesehen, nicht wahr?“ In der Tat hat Valken recht, ihr habt schon weit Schlimmeres gesehen. Ein gutes Beispiel wäre er selbst gewesen, als ihr ihn aus der Ritualkammer in den dunklen Landen ans Tageslicht gebracht habt. Zu diesem Zeitpunkt haben manche von euch immer noch daran gezweifelt, dass der junge Mann die Reise zurück ins Kaiserreich überleben würde, doch hat er sich als überaus zäh erwiesen. Nun, mehrere Monate später, scheinen zumindest die gröbsten Wunden verheilt zu sein, doch hat der Angriff auf die Gestalt in der Robe offenkundig seinen Tribut gefordert. Valkens linkes Bein ist sichtlich versteift und die behandschuhten Finger seiner linken Hand sind auch nicht mehr in der Lage, den Griff seines Gehstocks vollständig zu umfassen. Wenn auch sonst keine äußerlichen Narben zu sehen sind, so trägt er doch in einer eindeutigen Geste seine langen braunen Haare über seine linke Gesichtshälfte gekämmt, und so ist es nur noch ein Auge, welches euch im altbekannten Glanz anfunkelt, ehe er theatralisch seufzt und sich Alyssa zuwendet. „Haben sie wenigstens so viel Höflichkeit bewiesen, dir zu gratulieren?“, spricht er sie gespielt enttäuscht an, worauf ihr wie aus einer Starre erwacht und grinsend einer nach dem anderen dem jungen Mann die Hand reicht und ihm aufmunternd auf die Schulter klopft. Anschließend macht ihr es euch alle gemeinsam auf den unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten bequem, Valken geht langsam wieder zu seinem Sessel zurück, und ihr kommt nicht umhin zu bemerken, wie er höflich, aber bestimmt Alyssas versuchte Hilfestellungen zurückweist und sich dann mit einem entspannten Seufzen setzt, während seine Verlobte neben ihm Platz nimmt. „Tja, DARAUF hätten wir damals in Rabenfurth wetten sollen, als wir uns zuerst getroffen haben. Wisst ihr noch? Allerdings weiß ich nicht, ob ich zu diesem Zeitpunkt ihre Hand für einige magische Blitzentladungen eingetauscht hätte.“ Auch wenn das wohl ein Scherz sein sollte, ist er mehr als misslungen, wie ein kurzer schmerzerfüllter Blick der Halbelfe zeigt, und auch Valken scheint über seine eigenen Worte nicht sonderlich erfreut zu sein. Einige Momente herrscht erneut dieses peinliche Schweigen, bevor Alyssa die Hand des Mannes neben sich ergreift und zuerst zu ihm und dann zu euch sieht. „Was mein Verlobter auf seine … charmante Art wohl zu sagen versucht, ist, dass man manchmal den einen oder anderen Anstoß braucht, um zu sehen, was einem wirklich wichtig ist.“ Ihre sanfte Stimme und das ehrliche Lächeln lassen zu eurer Erleichterung die Anspannung noch im selben Moment in Luft aufgehen, und nur Augenblicke später ist der Raum erfüllt von den unterschiedlichsten Fragen, Anekdoten und auch Gelächter, als ihr nun alle wie auf ein geheimes Zeichen hin zu reden beginnt. Die Stunden vergehen wie im Flug, und es ist bereits kurz vor Mitternacht, als Alyssa wieder einmal aufsteht, aus einem Nebenraum ein kleines Kästchen holt und es vor euch abstellt. Fragend seht ihr sie an, woraufhin sie den Deckel hebt und ein kleines, säuberlich geputztes Amulett zum Vorschein kommt. „Das wollte ich euch noch unbedingt zeigen. Wir haben dies aus einer der anderen Fundstellen bekommen und es ist so wunderschön und gut erhalten, dass man meinen könnte, ein mächtiger magischer Spruch läge darauf.“ Sorgsam nimmt sie das Schmuckstück heraus und fährt sachte mit dem Finger über uralte Runen, die an den Seitenrändern eingraviert sind. „Einzigartig, nicht wahr? Als ich es das erste Mal in Händen hielt, konnte ich gar nicht glauben, dass es sich hier nicht um eine Fälschung handelt. Es wirkt … vollkommen … zeitlos. Ich habe es auch sofort auf Spuren arkaner Energie untersuchen lassen, doch war nichts zu finden. Aber ich wollte es ja eigentlich euch einmal genauer ansehen lassen. Hier, nehmt ruhig.“ Immer noch lächelnd hält sie euch das Fundstück entgegen, und der ihr am nächsten Sitzende streckt eine Hand aus, um es zu ergreifen. Schwarz. Die Welt um euch versinkt im Nichts und zurück bleibt nur Schwärze. Stille. Stimmen, Geräusche, alles wird aufgesogen von der Schwärze. Zeit. Vergeht die Zeit? Ein Wimpernschlag scheint Jahrtausende zu dauern, euer Herzschlag vergeht in der Endlosigkeit des Nichts. Und dann … Licht. Ein kleines … Licht. Golden. In der Dunkelheit. Im Nichts. Ihr wendet eure Augen dem Licht zu – und mit einem Mal ist da kein kleines Licht mehr und auch das Nichts scheint verschwunden, verdrängt durch das Gefühl immerwährender Ewigkeit, als euer Blickfeld von einer gewaltigen, goldenen Waage ausgefüllt wird, ihre Schalen perfekt im Gleichgewicht … bis sich eine davon kaum merklich bewegt. „Heda! Ihr!“ Fassungslos blinzelnd seht ihr euch um und es dauert einen Moment, bis ihr den Steinboden unter euren Füßen wahrnehmt, die Sonnenstrahlen auf euren Gesichtern, das Zwitschern der Vögel in euren Ohren, den Wind in eurem Haar – und die schwarz gerüsteten Kämpfer vor euch, die euch für einen Moment abwartend ansehen, bevor einer von ihnen sein Schwert hebt. „Männer, zum Angriff!“ Verwirrt seht ihr zuerst euch und dann die Krieger vor euch an, die dem Befehl jedoch augenblicklich nachkommen und auf euch zustürmen. Aus unzähligen Kämpfen geschulte Reflexe lassen eure Finger zu Waffen gleiten, die ihr eigentlich gar nicht bei euch tragen solltet, und in letzter Sekunde macht ihr euch kampfbereit, bevor die Schwarzgewandeten euch erreichen.
Runde 1
Angreifer:
Verteidiger:
Die Angreifer haben gesiegt!
Keuchend geht euer letzter Angreifer in die Knie und sieht funkelnd zu euch auf, besiegt, doch nicht gebrochen. Euch selbst steht der Schweiß auf der Stirn. Wer immer diese Männer auch sind, ihr habt zeit eures Lebens kaum fähigere Gegner gehabt. Unbarmherziger Kampfeswille schlägt euch entgegen, und schon fürchtet ihr, dass ihr euch erneut verteidigen müsst, als plötzlich eine laute Stimme ertönt. „Das genügt jetzt! Steckt die Waffen weg und lasst es gut sein, wir haben genug gesehen.“ Leise murrend kommen die Krieger dem Befehl nach. Kurz darauf tritt ein junger Mann mit langen, weißblonden Haaren in einer weiteren schwarzen Rüstung auf euch zu, sieht euch der Reihe nach an und verbeugt sich schließlich. „Verzeiht meinen Leuten, wir mussten einfach sichergehen, das versteht ihr hoffentlich. Wenn ihr mir nun bitte folgen würdet, ihr werdet bereits erwartet.“ Die Worte des Kriegers vor euch klingen ungewohnt, wie wenn er die gleiche Sprache auf eine andere Art benutzen würde, doch spürt ihr keine Gefahr von ihm ausgehen und kommt daher, wenn auch immer noch ein wenig zögerlich, seiner Bitte nach. Während ihr dem Mann in der schwarzen Rüstung folgt, lasst ihr eure Blicke schweifen, um endlich einen besseren Einblick über eure Umgebung zu erhalten. Allem Anschein nach befandet ihr euch eben noch im Hof einer Burg oder Kaserne und seid nun auf dem Weg in die inneren Räumlichkeiten. Beunruhigend ist jedoch, dass euch die Bauart zwar unterbewusst vertraut vorkommt, ihr allerdings nicht genau sagen könnt, warum dem so ist. Auch die Wappen an den Wänden habt ihr sicherlich schon einmal gesehen, doch auch sie könnt ihr nicht klar einem Land oder einer Armee zuordnen. Als ihr dann schließlich in einen reichlich dekorierten Empfangsraum gebracht werdet und die Sonnenstrahlen die ausgestellten Prunkrüstungen funkeln und glitzern lassen, fällt euch schließlich ein letzter Umstand wie Schuppen von den Augen: Wo immer ihr auch seid – Winter ist es hier nicht. Während ihr euch immer noch verwirrt umseht, tritt der blonde Mann wieder auf euch zu, deutet mit freundlichem Gesichtsausdruck auf mehrere Tablette mit Früchten und Weinkaraffen und nimmt sich auch sogleich selbst eine merkwürdig aussehende Frucht. „Bedient euch ruhig, er sollte zwar gleich hier sein, aber ihr seid sicher hungrig und durstig. Der Kampf eben war übrigens bemerkenswert, das waren einige meiner besten Männer, die ihr da scheinbar ohne größere Probleme besiegt habt. Ich muss aber auch sagen, ihr habt da einige interessante … Waffen. Habt ihr die aus den Grenzgebieten? Dort soll ja einiges los sein.“ Unschlüssig seht ihr euch an, doch ehe ihr noch etwas auf diese Frage antworten könnt, werden hinter euch Schritte von schweren Stiefeln laut. Mit einem Mal stellen sich eure Nackenhaare auf und ein Schauer durchläuft eure Körper, als der Neuankömmling hinter euch in den Raum tritt. Der Blonde nickt grüßend an euch vorbei und hebt dann leicht eine Hand, den Blick zuerst auf die Gestalt in eurem Rücken und dann wieder auf euch gerichtet. „Wie vermutet, ist unser Hauptmann wieder einmal früher da, als man ihn erwartet. Ich darf euch hiermit vorstellen: Serenugar, Träger der Düsterklinge Skalantie und Anführer der schwarzen Ritter Éroks.“
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